„Der Tod ist ganz einfach das Heraustreten aus dem physischen Körper, und zwar in gleicher Weise, wie ein Schmetterling aus seinem Kokon heraustritt.“
Dr. Eva Kühler-Ross, Ärztin und Sterbeforscherin
Trauerbegleitung bei Kindern sollte meiner Meinung nach wahrhaftig sein, aber die wunderbaren Vorstellungen der Kinder vom Leben nach dem Tod in den Trauerprozess einbinden.
Mir hat ein Kind neulich erzählt, wie es sich das vorstellt und mich dann gefragt, wie ich mir das vorstelle. Ich habe erzählt, dass ich beim Begleiten in den Tod das Gefühl hatte, dass die Seele sanft den Körper verlässt, wie ein Schmetterling seinen Kokon. Es war ein wunderschönes Bild, das wir uns ausgemalt haben…und das Kind lächelte.
Ich möchte Erwachsene gerne dazu ermutigen, offen auf diese Fragen einzugehen oder einfach nur liebevoll zuzuhören. Der Kinderblick öffnet uns nämlich auch völlig neue Sichtweisen auf dieses Thema, das auch uns Erwachsene irgendwann beschäftigen wird.
„Das Leben eines trauernden Kindes ist wie ein Blatt Papier, auf dem jeder Vorübergehende ein Zeichen hinterlässt. Welche Art von Zeichen möchten Sie im Leben eines Kindes hinterlassen, dessen Herz und Seele durch den Tod eines geliebten Menschen berührt wurden?“ (Alan D. Wolfelt)
Kinder trauern mehr durch ihre Verhaltensweisen als durch Worte – dies trifft nicht nur auf Trauer durch Tod zu sondern genauso bei allen anderen Trauerthemen, die durch Trennung oder tiefgreifende Lebensveränderungen entstehen können.
Wenn Erwachsene trauern, entsteht manchmal ungewollt die Situation, dass das Kind in seiner Trauer keinen Raum findet. Entweder, weil es nicht „offensichtlich“ trauert oder weil es dem trauernden Umfeld nicht noch zusätzlich zur Last fallen möchte. Kinder können auch wunderbar in Trauerprozesse bei Verlust durch Tod integriert werden, z.B. beim begleiteten Verabschieden, bei der Vorbereitung der Trauerfeier indem sie eine Kerze gestalten, den Sarg bemalen dürfen o.ä. Fragen Sie das trauernde Kind, ob es ein Andenken der verstorbenen Person haben möchte.
Verwenden Sie keine Begriffe wie „ist von uns gegangen“ oder „ist eingeschlafen“. Hier entsteht automatisch die Frage, wenn der Verstorbene wieder kommt oder wann er wieder aufwacht! Benennen Sie klar, dass Sterben bedeutet, dass der Mensch nicht mehr atmet, sein Herz nicht mehr schlägt und er nicht wieder zurück kommen wird.
Lassen Sie Gefühle zu – je besser sich ein Kind mit all seinen Gefühlen von Glück, Wut und Trauer ernst genommen fühlt, desto leichter wird es diese Gefühle auch im Falle von Trauersituationen ausdrücken können. Sprechen Sie über Ihre Gefühle und fragen Sie Ihr Kind, wie es sich fühlt.
Wenn Kinder lernen, dass der Tod kein geheimer Zustand ist, sondern ein Teil unseres Lebens, zu dem man auch Fragen stellen und sich Möglichkeiten ausdenken darf, was wohl danach passiert, dann bekommen Tod und Trauer einen Platz im Leben und in der ganz persönlichen Entwicklung einer Trauerkultur.
Ein wunderbares Buch zum Thema Trauer bei Kindern und in der Familie ist von Mechthild Schroeter-Rupieper „Für immer anders. Das Hausbuch für Familien in Zeiten der Trauer und des Abschieds“.