Wir leben in einem Kulturkreis, der Spiritualität meistens eher belächelt und wenn ich ehrlich bin, hätte mir vor 3 Jahren jemand erzählt, dass unsere Verstorbenen nur einen Wimpernschlag entfernt sind, hätte ich ein bißchen ungläubig mit dem Kopf gewackelt und die Fragezeichen auf meiner Stirn wären garantiert sichtbar gewesen. Dass es da mehr gibt, als wir uns vorstellen und dass es vermutlich auch ein bißchen anders sein könnte, als die Kirche uns erzählt, davon war ich allerdings schon seit Kindesbeinen an überzeugt. Mein Großvater hat mich dann immer belächelt und meinte „Petra, im Himmel wär’s doch ganz schön voll, wenn die sich da oben alle versammeln würden“. Ich konnte ihn nicht davon überzeugen, dass da ganz sicher genug Platz ist und es auf jeden Fall irgendwie weiter geht.
Immer wieder in meinem Leben gab es kleine Momente, in denen ich dachte, da gibt es eben doch mehr. Als meine Großmutter starb und ich noch zwei Jahre das Gefühl hatte, dass sie immer noch für mich da ist. Als ich meine Mutter im Sterbeprozess begleiten durfte und ich spürte, wie ihre Seele den Körper verließ, obwohl die Geräte noch Herzaktivität anzeigten und sich dann dieses unfassbare Gefühl von unendlicher Liebe und tiefem Frieden einstellte. Als nach ihrem Tod ein Jahr lang permanent Rehe vor meiner Nase auftauchten, nah und überraschend, selbst mitten auf der Straße, wo sonst nie Rehe sind. Diese vielen kleinen Zufälle, die man sich nicht erklären kann, bei denen man sich aber kaum traut, an Übersinnliches zu glauben. Man möchte ja nicht für verrückt erklärt werden.
Als ich eine große Trauergruppe übernahm und bei den Berichten der Hinterbliebenen ein „Zufall“ den anderen regelrecht jagte, glaubte ich nicht mehr an Zufälle und dann wollte ich es wissen – unbedingt wissen, ob wir uns das alles nur einbilden oder ob wir uns tatsächlich eben doch ganz liebevoll umarmt und begleitet fühlen dürfen. Das Gehirn fragt immer wieder „kann das wirklich sein?“ und weil nicht sein darf, was wir nicht kennen – ganz nach dem Prinzip „was der Bauer nicht kennt, frisst er nicht“, macht das Vertrauen in Unbekanntes Angst.
In der Trauerbegleitung geht es darum, eine neue Beziehung zum Verstorbenen zu schaffen, um in einen heilsamen Trauerprozess zu kommen. Es geht eben nicht um’s Loslassen – warum auch. Doch der Weg in die Verbindung ist manchmal sehr, sehr zäh und nicht immer gelingt er. Gerade auch, wenn die Beziehung zu Lebzeiten problematisch war und der Tod eine Aussöhnung scheinbar unmöglich macht. Also ein Grund mehr, offen für alle Möglichkeiten zu sein. Für mich selbst, aber auch für mich als Trauerbegleiterin und Coach.
Und so meldete ich mich ganz hibbelig und mutig bei einem Medium an, bei einer Frau, von der ich durch Literatur, Internet und persönliche Erzählungen wußte, dass sie in der Lage ist, den Kontakt zu meinen verstorbenen Seelen herzustellen und sensibel zu transportieren. Vor dem Termin war ich wochenlang voller Vorfreude und gleichzeitiger Aufregung. Ich sprang permanent in Windeseile zwischen den Fragen „was ist, wenn sie nix kann?“, „was wenn keiner von „drüben“ mit mir redet?“ und „Hilfe – was, wenn die wirklich mit mir kommunizieren?“ Es schien so surreal und als ich am Tag meines Termins vor der Türe saß, in der meine Sitzung stattfinden sollte, musste ich über mich selbst lachen. Ich dachte nur immer wieder, gut dass mich hier keiner kennt und sieht! Was würden nur meine Kollegen und Freunde von mir halten?
Was dann geschah, geht über alles hinaus, was ich mir überhaupt vorstellen konnte. In meiner Familie sind die meisten bereits verstorben und die Nachrichten, die ich bekam, waren so wahr, so intensiv und hatten so eine große Heilung im Gepäck, dass ich, ohne ins Detail gehen zu wollen, jedem der offene Themen hat, nur empfehlen kann, diesen Weg einmal zu gehen. Es ist eine unglaubliche Bereicherung, weitet den Horizont und schafft ein Vertrauen ins Universum, das einfach nur wie ein wunderbarer Schatz ins Leben mitgenommen werden darf. Noch heute fühle ich mich getragen, geliebt und soviel freier. Ich habe auf vieles Antworten bekommen, selbst auf Themen von denen ich noch gar nichts wußte, die aber maßgeblich mit meinem Lebensweg vernetzt und Ursache so mancher offener Fragen sind. Und nun fällt es mir noch leichter, in Fortbildungen und in der Begleitung die Türe für diese wunderbare Möglichkeit zu öffnen. Leise und behutsam, aber nun endlich voller Überzeugung. Wer die Nase durch diese Türe gesteckt hat, geht oft gerne auch den nächsten Schritt – meistens weiß das dann niemand, nur ich. Denn ihr wisst ja, es ist gruslig und peinlich und so 😉
Ich bin keine, die in Ökoschlappen mit Räucherstäbchen rumläuft, ich bin geerdet und bodenständig und ich bin klar im Kopf und rauche keine komischen Sachen. Ich erfülle also nicht das Klischee von einer verklärten, abgedrifteten Person, die völlig die Bodenhaftung verloren hat. So, und nun wird vielleicht klar, warum es dann auch gerade Menschen wie mir im ersten Moment so schwer fällt, über etwas zu sprechen, das großartig ist. Und die Betonung liegt auf groß, denn da passiert etwas ganz Großes im ganz kleinen Raum.
Und immer wieder frage ich mich – warum tun wir uns Erwachsene so schwer mit dem Gedanken zu glauben, dass es Seelen gibt, die weiter existieren, dass es einen vorbestimmten Lebensplan oder auch Karma, also Ursache und Wirkung im Daseinskreislauf, gibt. Warum habe auch ich das immer wieder belächelt und Stirn runzelnd mit ganz bestimmten Menschentypen verbunden? Vielleicht weil da draußen so viele schwarze Schafe herumlaufen, die aus der Not und der Trauer Nutzen ziehen ohne zu wissen, was sie tun? Weil nicht sein darf, was nicht sichtbar ist? Gefühle sind auch nicht sichtbar, trotzdem sind Wut, Hass und Liebe existent und wir glauben daran.
Macht uns die unfassbare Dimension Angst? Ich kann nur für mich und für die Menschen sprechen, die sich getraut haben, diese Türe für sich zu öffnen. Alle sind reich beschenkt worden und selbst wenn man es nicht glaubt, lohnt der Versuch auf jeden Fall. Zu verlieren hat man auf keinen Fall etwas, denn ein seriöses und gut ausgebildetes Medium macht weder Zukunftsprognosen, noch überbringt es Nachrichten, die nicht der Heilung dienen. Gerade in schwierigen Trauerprozessen, verschütteten Themen mit Verstorbenen, die nicht mehr gelöst werden können, kann dieser Weg innerhalb einer Stunde Heilungsprozesse in Gang bringen. Ich bin ja auch ganzheitlich systemischer Coach und arbeite gerne mit Aufstellungen. Auch hier kann ich mich gut an meine Skepsis im Vorfeld erinnern und heute kann ich mir Coachings ohne Aufstellungen kaum noch vorstellen.
Ich habe nicht den Anspruch, jemanden zu überzeugen, aber ich finde es unglaublich wichtig, diese Möglichkeiten nicht für mich zu behalten und damit Hoffnung und Heilung zu schenken. Und wenn Du mal nicht sicher bist, was „da drüben“ auf uns wartet, dann frag mal einige Kinder im Kindergartenalter. Von ihnen können wir lernen darauf zu vertrauen, dass alles gut wird und der Weg am Ende in die Liebe und ins Licht führt. Viele von uns Erwachsenen haben leider irgendwann die Verbindung verloren – aber es ist nie zu spät.
Ich würde mich sehr über den Austausch dazu freuen. Kommentiert gerne auf Facebook und erzählt, ob das für Euch überhaupt nicht in Frage kommt oder ob Ihr gute oder schlechte Erfahrungen gemacht habt.